Sint-Donatuspark. Albert Giraud lebte lieber auf dem Mond

Albert Giraud, geboren als Emile Albert Kayenbergh (Leuven, 23. Juni 1860 – Schaarbeek, 26. Dezember 1929), war ein französischsprachiger belgischer Schriftsteller und Dichter. Giraud studierte Rechtswissenschaften in Leuven, verließ jedoch die Universität vorzeitig, um sich dem Journalismus und dem literarischen Schreiben zu widmen. In Brüssel traf er Emile Verhaeren, Iwan Gilkin und Max Waller, mit denen er „La jeune Belgique“ gründete, eine belgische nationalistische Literaturbewegung aus den 1880er Jahren, die stark von den französischen Symbolisten (‘Parnassianern’) dieser Zeit beeinflusst war.

Das Werk von Giraud zeichnet sich durch einen tief verwurzelten Pessimismus aus. Er zeigt eine Abneigung gegen Frau und Gesellschaft, zieht sich aus der Welt zurück und bevorzugt es, in dem später von Arnold Schönberg vertonten Werk Pierrot Lunaire (1884) auf dem Mond zu leben.

Zu seinen Lebzeiten wurde Giraud jedoch wenig verstanden, was ihn zu den Werten der französischen Renaissance zurückführt, deren epische Größe und sexuelle Freiheit er preist (Hors du siècle, 1894). Girauds spätere Sammlungen verherrlichen die antiken Götter als Symbole überirdischer Größe und Schönheit, die im Kontrast zur Niedertracht und Banalität des Lebens auf Erden stehen.

In seinen letzten Lebensjahren wurde er blind. Er starb in Schaarbeek, wo eine Straße nach ihm benannt ist. Sein Brustbild, ein Werk des Bildhauses Victor Rousseau, das stark diesem in Leuven ähnelt, schmückt den Josaphatpark. Es stammt aus dem Jahr 1930 und das in Leuven wurde fünf Jahre später eingeweiht.

Das Denkmal

Als ehemaliger Schüler des College Communal stand die Statue in der Nähe seiner Schule. Sie wurde auf dem Hang in der Nähe des Pavillons aufgestellt und war eine Zeit lang von Rehen in einer Schenke umgeben. Heute kann sie wieder ungestört nachdenken.

Das von der Stadt gekauft Brustbild wurde am Sonntag, den 23. Juni 1935, sechs Jahre nach Girauds Tod, an dem Tag, an dem er fünfundsiebzig Jahre alt geworden wäre, eingeweiht. Der Vorsitzende der Flämischen Akademie für Sprache und Literatur, Fernand Victor Toussaint van Boelaere, wies in seiner Rede auf das Paradoxe (und die Verdienste) eines “Schriftstellers hin, der als Flämer geboren, die französische Literatur mit Schönheitswerken von unvergänglichem Wert und Bedeutung bereichert hat.” Und Bürgermeister Raoul Claes rechtfertigte den Kauf und die Platzierung der Statue eines auf Französisch schreibenden Literaten wie folgt: “Der Dichter zeichnete sich in der ersten Reihe durch seine Verbundenheit mit seiner Geburtsstadt und mit dem flämischen Land aus, dessen Freiheit und Unabhängigkeit er lobte.”

Der Bildhauer

Victor Rousseau (Feluy, 16. Dezember 1865 – Vorst, 17. März 1954), Bildhauer und Zeichner, war ein Schüler von Charles Van der Stappen. Er war Lehrer (und zweimal eine Zeit lang Direktor) an der Akademie der Schönen Künste in Brüssel. Sein umfangreiches Werk, das mit dem Jugendstil verwandt ist und zum Symbolismus neigt, umfasst Zeichnungen, Porträtbüsten, Köpfe und Figurengruppen. Viele seiner Skulpturen drücken subtil die zarte Anmut des weiblichen Körpers aus. Wie Albert Giraud hatte er ein fundiertes Wissen über die griechisch-römische Zivilisation und war Melomane und Pianist.

Jan Rymenams