Historischer Hof “Ten Walle”

Auf dem historischen Hof "Ten Walle" lebte im Mai 1940 die Familie Denolf. Dieser Hof lag am alten Lauf der Leie. Im Landbuch von Oeselgem von Jean-Baptiste Van Huffef (1770) wird dieser Hof mit einem Oberhof mit runder Umwallung dargestellt, wo sich früher das Schloss des Dorfherren von Oeselgem befand. Rund 1600 war dieses Schloss bereits in ruinösem Zustand.

Wie der Hof Vandaele lag auch dieser Hof in der Feuerlinie und die Familie Denolf beschloss zu fliehen.

Die Familie Denolf auf der Flucht

Leona Denolf, die damals vier Jahre alt war, erzählt ihre Geschichte:

Auf Anraten der belgischen Soldaten, die auf unserem Hof verweilten, beschloss Vater Maurice Denolf zu fliehen. Mitten in der Nacht kamen sie bei Tante Gusta in Marialoop an. Sofort begann Tante Gusta zu weinen, es waren ja erst gut zwanzig Jahre vergangen, seit der Erste Weltkrieg vorbei war. Mutter Denolf hatte noch keine Träne vergossen, obwohl sie sehr gut wusste, was ein Krieg war und was es bedeutete, alles hinter sich zu lassen.

Nach ein paar Tagen war das Schießen vorbei und es war Zeit, nach Hause zu gehen. Als sie zurückkamen, war alles kaputtgeschossen, es war eine echte Wildnis und Ödnis. An drei Stellen war Feuer gelegt worden, aber es wollte nicht brennen. Im Dorf und in der Nachbarschaft waren sehr viele Häuser zerstört; sie waren bombardiert oder in Brand gesteckt worden.

Auf dem Hof und auf dem Feld lagen überall Gewehre. Vater musste zwei große Wagen wegführen, und laut Vater wirft ein Soldat sein Gewehr nicht weg, solange er lebt. Es gab auch sehr viele Schäden an den Früchten auf dem Feld, auch viele Granateneinschläge.

Haus-zu-Haus Kämpfe auf der Heuvelhoek

Dreihundertfünfzig Meter westlich des Gedenkpunkts 15 liegt die Heuvelhoek, ein höher gelegenes Gebiet von Oeselgem und somit strategisch wichtig. Hier gab es Haus-zu-Haus Kämpfe. Deutsche und Belgier liefen mit ihren Bajonetten aufeinander zu.

Bei der Räumung des Schlachtfeldes holte Maurice Carton hier an der Ecke der Heuvelhoekstraße und der Meuledreve einen kämpfenden belgischen und deutschen Soldaten, die sich mit ihrem Bajonett gestechen hatten, auseinander. Leichen wurden in der Nähe der Kapelle am Hof Vandaele und in der Nähe der Kapelle am Hof Denolf aufgestapelt. Insgesamt wurden siebzig deutsche Soldaten vorübergehend in Feldgräbern an verschiedenen Orten im Dorf beerdigt. Laut Augenzeugen wurden auch eine unbekannte Anzahl deutscher Gefallener sofort abtransportiert. 1942 wurden diese siebzig Feldgräber auf den Ehrenfriedhof in Deinze überführt. Nach dem Krieg wurden sie endgültig auf dem deutschen Militärfriedhof in Lommel beigesetzt.

ludwigvan