Neuzeitlicher Stadtrundgang durch Mössingen

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Zuletzt überprüft: 10 November 2024

Beschreibung vom Autor

Auf dieser abwechslungsreichen Runde durch das Mössingen des 20. und 21. Jahrhunderts lernen wir spannende Gebäude und Orte von der "Wirtschaftswunder-Zeit" nach dem 2. Weltkrieg bis zur Gegenwart kennen.


Wer sich Mössingen anschaut sieht, dass es vor nicht allzu langer Zeit noch ein Dorf war. Sogar das größte im Land mit dem schnellsten Bevölkerungszuwachs. Eine mittelalterliche Altstadt fehlt daher und die Herstellung einer wirklichen Stadtmitte gelang erst um 2022. Attraktiv war und ist die heutige Große Kreisstadt, die erst 1974 zur Stadt erhoben wurde, dennoch. Zum Leben, Arbeiten und Besuchen. Beispiele dafür finden sich auf dem hier beschriebenen Rundweg viele.

Die Tour kann problemlos an verschiedenen Stellen begonnen werden. Neben dem Rathausparklatz bzw. (Bus-)Bahnhof, sind gute Startpunkte z.B. der Parkplatz bei der Gottlieb-Rühle-Schule (Breite Straße), das Parkhaus Mitte oder der Parkplatz Mühlegärtle.

Die Beschreibung beginnt am Kirchplatz von Mariä Himmelfahrt, südlich des Mössinger Rathauses und nur wenige Schritte vom Bus-/Bahnhof entfernt.

Katholische Kirche Mariä Himmelfahrt

Die neue Marienkirche beim Rathaus wurde am 11. Dezember 1994 von Bischof Dr. Walter Kasper eingeweiht. Das 1993 begonnene Bauwerk entstand nach Plänen von Architekt Bert Perlia. Das Grundrissbild zeigt zwei sich überlagernde Quadrate. Die Achse des Raums wird durch ein Oberlichtband markiert, das die zeltförmige, auf filigranen Stahlfachwerkträgern ruhende Decke zum Himmel öffnet und dem introvertierten Raum Helligkeit verleiht. Die Rosetten im Chor und über der Empore, wie auch die Fenster auf der Süd- und Nordseite brechen die Wandflächen auf und geben dem Raum ein festliches Gepräge. Die zwei kreisförmigen Bankblöcke bieten bis zu 300 BesucherInnen Platz und zentrieren auf den Altar von Anna Hajek.

Einige künstlerisch wertvolle Ausstattungsgegenstände halten die Erinnerung an die die frühere Marienkirche auf Dachtel wach, die 1994 zugunsten den Neubaus abgerissen wurde. Es sind vor allen die Marienstatue, das Altarkreuz, der Taufstein von Klaus Herzer und die Rosette von Wilhelm Geyer über der Orgel.

Mössinger Schulzentrum

Das Mössinger Schulzentrum mit allen Schularten begründete in der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts den Ruf Mössingens als Schulstadt.

Friedrich-List-Gemeinschaftsschule

Wie die Gebäude der neuen Pausa und die Gottlieb-Rühle-Schule wurde auch die 1967 eingeweihte Friedrich-List-Realschule nach Plänen des Architekten Dr. Manfred Lehmbruck realisiert. 1965-1967 ist sie als zweigeschossiger Sichtbeton- und Sichtmauerwerksbau erstellt worden.

Die heutige Friedrich-List-Gemeinschaftsschule ist der Realschule hervorgegangen. Die Gebäude wurden vor wenigen Jahren umfassend saniert. Hinzu kam ein Integriertes Schulgebäude mit einer Mensa die dem gesamten Bildungszentrum zur Verfügung steht.

Quenstedt-Gymnasium

Das städtische Gymnasium wurde am 14. September 1973 eingeweiht. Es erhielt 1994 einen Erweiterungsbau samt Aula, welche auch die Funktion der fehlenden Stadthalle übernimmt.

Die Erweiterungsplanung stammte von den Architekten Peter Jaschke und Hermann Denzer, welche damit in einem Offenen Wettbewerb 1991 siegten. Für den Wettbewerbserfolg war die große Dreiecksform des Gebäudes maßgeblich, die den Grünbereich vor der Schule weitestgehend erhält und im Gebäude einen großzügigen zweigeschossigen Innenraum hervorbringt.

Der Erweiterungsbau besteht aus 23 Klassenzimmern und der Veranstaltungsaula.

Die Idee der „Hallenschule“ in Verbindung mit einer Aula, die in den Luftraum des Foyers hinein geöffnet werden kann und Platz für 600 Sitzplätze bietet, ist in dieser Form für das Quenstedt Gymnasium ein Alleinstellungsmerkmal. Sichtmauerwerk aus Betonsteinen und offene Stahlträger in den Klassenzimmern erzeugen neuartige Innenräume, einen beschwingten Baukörper und ein frisches werkstattartiges Raumgefühl.

Namensgeber ist der Geologe und Erforscher der Alb, Friedrich-August Quenstedt.

Gottlieb-Rühle-Schule

Nach Plänen des renommierten Architekten Dr. Manfred Lehmbruck ab 1954 in der Tradition des Neuen Bauens erstellt und 1957 als Grund- und Volksschule eingeweiht. Dreigeschossiger Mitteltrakt mit Treppenhaus, hier Wandbild von HAP Grieshaber, daran anschließend ein zweigeschossiger und ein dreigeschossiger Klassentrakt mit flachen Satteldächern. Später Hauptschule und heute nur noch Grundschule. Benannt nach ihrem Initiator und Förderer, Mössingens Bürgermeister von 1932 – 1962.

Wer mag, kann nördlich der Gottlieb-Rühle-Schule noch einen Abstecher zum Jakob-Stotz-Platz an der Ecke Breite Straße / Karl-Jaggy-Straße machen. Glasermeister Jakob Stotz gehörte zu jenen, die 1933 den „Mössinger Generalstreik“ organisierten. Nach dem Ende des Nationalsozialismus engagierte er sich u.a. als Gemeinderat für den Neuanfang in Mössingen.

Feuerwehrhaus Mössingen

Im Jahr 1954 wurde das Feuerwehrhaus der Abteilung Mitte erbaut. 1978 zog das Deutsche Rote Kreuz, Ortsgruppe Mössingen in den damals neu errichteten Anbau ein. Über viele Jahre hinweg teilten sich die Feuerwehr und das DRK Mössingen die Feuer- und Rettungswache in der Goethestraße. Nachdem sich das DRK im Jahr 1997 entschlossen hatte, eine eigene Rettungswache im Stadtteil Belsen zu errichten, begannen die Planungen zur Integration des ehemaligen Rettungsdienstbereiches in das Feuerwehrhaus.

Über ein Jahr lang dauerten die umfangreichen Bauarbeiten am Feuerwehrhaus der Freiwilligen Feuerwehr Mössingen, Abteilung Mitte. Am Freitag, 21. Juli 2000 konnte das sanierte Feuerwehrhaus dann an die Feuerwehr übergeben werden. An der Hausfassade wird auf die Feuerwehrpartnerschaft mit Beaugency aufmerksam gemacht.

Ev. Martin-Luther-Kirche

Die Kirche mit freistehendem Kirchturm wurde 1961 – 1964 nach einem Entwurf des Regierungsbaumeisters Heinz Klatte gebaut. Mössingen wuchs damals stark in Richtung Westen und die Kirchengemeinde brauchte ein weiteres Gotteshaus als Ergänzung zur Peter- und Paulskirche im alten Ortskern.

Ein auf der Ostseite eingebutes Buntglasfenster von Rudolf Yelin d.J. erhellt den Kirchenraum. 1992 – 93 erfolgte eine bauliche Drehung der Kirche in ihrer Ausrichtung 90 Grad Richtung Osten, verbunden mit einer radikalen Umgestaltung des Innenraums. Richtung Osten erweiterte man die Kirche außerdem um eine drei Meter tiefe Apsis, in die man die vorhanden farbigen Kirchenfenster neu gruppiert einfügte.

Der Kirchturm ist Heimat für Turmfalken und hat an seiner Spitze eine weitere Besonderheit: Eine 80cm große vergoldete Lutherrose.

Rund um die Kirche wachsen über 120 Rosen in etwa 70 Sorten, die teilweise thematischen Bezug haben.

Pausa-Quartier

Das PAUSA-Quartier ist mit den 1951-1961 vom Architekten Manfred Lehmbruck erbauten Gebäuden ein bedeutendes Industriedenkmal des Neuen Bauens. Die einst weltbekannte Textildruckfirma arbeitete mit namhaften Künstlern und Designern zusammen.

Vorher im Mössinger Altort unterhalb des Alten Rathauses ansässig (heute steht dort das „Haus an der Steinlach“), expandierte die Firma in den 1950er-Jahren an ihrem neuen Standort, wo seit 1928 bereits eine Shedhalle für die Weberei stand. 1952 entstand das Druckereigebäude, 1955 das Kesselhaus mit Werkstätten, 1955-56 das Gebäude für Ausrüstung und Verwaltung, 1960 die Werkskantine und 1960-61 erfolgte die Erweiterung von Ausrüstung und Verwaltung durch ein zusätzliches 3. Obergeschoss. Die Gebäude von Lehmbruck boten den passenden Rahmen für eine erfolgreiche Zusammenarbeit mit renommierten Künstlern und Designern der Nachkriegszeit und eine hochwertige Produktion von Dekorations- und Bekleidungsstoffen.

Nachdem die Firma PAUSA 2004 ihren Betrieb endgültig einstellte, wurde das bald darauf denkmalgeschützte Ensemble durch die Stadt Mössingen erworben. Die Lehmbruck-Gebäude werden seither schrittweise saniert und einer neuen Nutzung zugeführt.
In der Tonnenhalle, dem ehemaligen Druckereigebäude, befindet sich heute die Stadtbücherei, der Regionalverband Neckar-Alb, die Diakonie Sozialstation und ein Raum für Wechselausstellungen zum Thema PAUSA. Im gegenüberliegenden ehemaligen Kantinengebäude lädt das Café PAUSA zur Einkehr ein. Dort befindet sich auch ein i-Punkt der städtischen Tourist-Info. Daneben bietet in der ehemaligen Werkstatt ein Erlebniszentrum spannende Einblicke ins Schwäbische Streuobstparadies.

Mössinger Mitte

Nach acht Jahren Bauzeit wurde am 23. Juli 2022 die neu gestaltete Mössinger Mitte mit einem großen Fest eingeweiht. Tm Rahmen der Neugestaltung wurde im Bereich der Bahnhofstraße zwischen Karl-Jaggy-Straße und Falltorstraße die Verkehrsfläche für Fahrzeuge aller Art um über 50 % reduziert. Die gewonnene Fläche kommt Aufenthaltsflächen und Fußgängerverkehr zugute: Mit Marktplatz samt Wasserspiel sowie Stadtplatz vor dem Gesundheitszentrum sind gleich zwei große Plätze zum Verweilen entstanden. In der Bahnhofstraße lädt ein großzügiger Fußgängerboulevard mit Baumallee zum Bummeln ein.

Im Gesundheitszentrum Mössingen haben sich eine Vielzahl von Einrichtungen unter einem Dach angesiedelt: Arztpraxen, Therapeuten, Beratungsstellen, Geschäfte, ein Café und die Steinlachklinik. Der Neubau wurde nach einer 4-jährigen Vorbereitungs- und Bauphase im Herbst 2016 eröffnet und ist ein wichtiger Anker der neuen Mössinger Mitte.

Steinlach

Das meist seinem Namen entsprechend eher dahin plätschernde Bächlein kann auch anders, wie man an zwei Stellen der Runde sieht. In der Bachgasse und unterhalb der Dachtel hat es sich über die Jahre tief in den tonigen Boden eingegraben. Die an diesen Stellen nicht zugängliche Steinlach ist im Sommer durch die Vegetation kaum zu sehen.

Beachten Sie am Gebäude Bachgasse 12 die Giebelaufschrift, welche an den Freiheitskämpfer Johann Georg König erinnert, der dort einst wohnte.

Mühlegärtle

Wer möchte, kann an der Abzweigung Bachgasse / Sulzgasse letzterer ein Stück folgen und gelangt so zum Park „Mühlegärtle“. Dieser wird derzeit jedoch komplett umgestaltet, um die kleine grüne Oase und die Steinlach in der Stadt erlebbarer zu machen. Als Impulsprojekt aus dem Stadtentwicklungsprozess wurde die neue Gestaltung des Mühlegärtle entwickelt. Es wird künftig Aussichtspunkte, Spiel- und Bewegungsangebote für alle Altersgruppen sowie Sitzmöglichkeiten geben und die Steinlach wird als prägendes Gewässer zugänglich gestaltet. Die Fertigstellung ist für den Sommer 2024 geplant.

Über Paulinenstraße und Sonnhaldenweg (am Ende der Sackgasse führt ein Fußweg weiter) gelangt man zur Schönblickstraße, von der aus man tatsächlich einen wunderbaren Panoramablick hat.

Das Wohngebiet heißt „Dachtel“. Der Name leitet sich von der dachartigen, langestreckten und nach beiden Seiten abfallenden, Geländeform ab.

1954 – 1994 stand auf der Dachtel die erste katholische Kirche Mössingens nach der Reformation. Im zuvor überwiegend protestantischen Ort gab es zuvor keine katholische Kirchengemeinde. Nach dem 2. Weltkrieg stieg die Zahl der Katholiken aber durch Flüchtlinge und Heimatvertriebene, die hier ansässig wurden, stark an. Eine Tafel erinnert an der Ecke Schönblick- / Dachtelstraße an das 1994 zugunsten des Neubaus beim Rathaus abgerissene Kirchengebäude.

Eisenbahnviadukt

Wenn man den Steg am unteren Ende der Schönblickstraße quert, hat man einen guten Blick auf die sonst eher verborgene Eisenbahnbrücke über die Steinlach.

Rathaus

Das neue Rathaus entstand gemeinsam mit einem Stadtwerkegebäude und der Kreissparkassen-Hauptfiliale als Ensemble rund um den Rathausplatz. Erbaut wurde das Rathaus von 1978 – 1981 nach Plänen des Reutlinger Architekturbüros Riehle. Einweihung war am 21. März 1981. Ziel war es damals, ein modernes neues Stadtzentrum beim Bahnhof zu schaffen, das auch näher an den Stadtteilen Bästenhardt und Belsen liegen sollte. Doch das Zentrum blieb an dieser Stelle Vision und weitgehend auf Verwaltungsfunktionen beschränkt. Die Entwicklung ging in der Folgezeit wieder Richtung Ort.

Vor einigen Jahren wurden das Rathaus und sein Vorplatz umfassend saniert. In den früheren Raumen der Bücherei befinden sich heute der Erwin-Kölle-Saal und das Bürgerbüro.

Der Rathausbrunnen aus Bronzeguss ist vom Künstler Fritz Nuss geschaffen worden und symbolisiert die vier Jahreszeiten. Bei einem Rundgang zeigt sich, dass nach jeder Schrifttafel jeweils drei Figurentafeln mit männlichen oder weiblichen Gestalten folgen. Diese Personen führen den Betrachter rundherum, vom Frühjahr über Sommer, Herbst und Winter, durch das ganze Jahr.

Bahnhof

1869 eröffnet, trug der Bahnhof entscheidend zur wirtschaftlichen Entwicklung Mössingens bei. Denn die Zollern-Alb-Bahn ermöglichte das Ein- und Auspendeln von zahlreichen Arbeitskräften und den Gütertransport auf der Schiene.

In den nächsten Jahren entsteht hier ein neuer Knotenpunkt für die geplante Regionalstadtbahn.

Vom Bahnhof sind es nur wenige Schritte zum Ausgangspunkt.

Datenquelle

Datenquelle: Uwe Walz | Stadt Mössingen Tourismus ( ©CC 4.0)

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