Liverpool Stadtspaziergang

In den letzten Jahren versucht Liverpool, sein schlechtes Image abzulegen. Man investiert enorm in große Touristenattraktionen und die allgemeine Sicherheit in der Stadt. Überall sind Sicherheits- oder Polizeibeamte sichtbar, und es stehen Pfosten mit einem „Hilfe“-Knopf. Plakate in der Stadt warnen die Bürger vor den Gefahren von Alkohol und Drogen. Getrennt, ja, aber es scheint einigermaßen zu funktionieren. Liverpool war in den 80er Jahren eine No-Go-Zone, jetzt ist es eine angenehme Stadt, in der es viel zu tun gibt.

Einer der bekanntesten Anziehungspunkte der Stadt sind die Beatles. Die Gruppe entstand in Liverpool in den frühen 60er Jahren und erhält hier immer noch viel Aufmerksamkeit. The Beatles Story ist ein Museum, das dem ABBA in Stockholm ähnelt. Man kann dort mehr über die Entstehung der Gruppe erfahren und es gibt einen Rückblick auf die Hits.

Liverpool hat eine unendliche Reihe von kostenlosen Museen. Wir treffen eine Auswahl und nehmen uns die Zeit für die einzigartige Geschichte, die jedes dieser Museen zu erzählen hat. So gelangen wir früh am Morgen, als erste Besucher, ins World Museum. Dieses Museum ist mit dem National History Museum in Washington D.C. vergleichbar. Wir finden dort eine Mischung aus nicht verwandten Themen, die von Insekten und Mumien bis hin zu einer Ausstellung von Uhren und Raumreisen reichen. Alles ist pädagogisch aufgestellt, aber wir können uns des Eindrucks nicht erwehren, dass man sich vor allem an Kinder richtet. Das Museum ist trotz einiger interaktiver Installationen recht statisch und etwas altmodisch. Wir genießen am meisten die Geschichten des alten Ägypten.

Die meisten Museen liegen am Albert Dock, einer gemütlichen Promenade am Mersey River. Die alten Docks erhielten nach ihrer Vergangenheit als glorreiche Hafenstadt eine neue Bestimmung und sind jetzt der Place to be. Neben der zuvor genannten Beatles Story findet man hier ein dauerhaftes Riesenrad und viele Restaurants.

Im Museum of Liverpool wird die Geschichte der Stadt ausführlich und klar dargestellt. Eine andere interessante Ausstellung im Museum of Liverpool ist The End of the Line. Diese dreht sich um die Liverpool Overhead Railway. Diese Eisenbahn führte von 1893 bis 1956 entlang der Uferpromenade der Stadt. Schließlich gibt es eine temporäre Ausstellung Tales From The City. Hier wird der fünfzigste Jahrestag gefeiert, an dem die Homosexualität aus dem Strafgesetzbuch in England gestrichen wurde. Das Museum of Liverpool ist auf jeden Fall eine Empfehlung, um die Vergangenheit von Liverpool kennenzulernen. Auch zeitgenössische Themen werden angesprochen. Die Ausstellungen sind übersichtlich und klar präsentiert. Eine Empfehlung.

Im Merseyside Maritime Museum steht die maritime Vergangenheit von Liverpool im Mittelpunkt. Über verschiedene Themen lernen wir das Leben auf See kennen. Die meiste Zeit verbringen wir bei der Ausstellung über die Lusitania. Dieses Passagierschiff mit fast 2.000 Menschen an Bord wurde vor der Küste von Liverpool während des Ersten Weltkriegs bombardiert. In weniger als zwanzig Minuten sank das Schiff mit fast 1.200 Toten als Folge. Das Sinken eines unbewaffneten Schiffes sorgte für viel Aufruhr in Liverpool, London und anderswo auf der Welt. Liverpool war lange Zeit in Trauer, denn mehr als 400 Tote stammten aus lokalen Familien. Später wurde viel Kriegspropganda gegen die Deutschen gemacht, wobei das sinkende Lusitania-Schiff als Bild verwendet wurde. Die Briten waren auf Rache aus! Noch mehr Leid auf See in der Ausstellung über die Titanic. Dieses Schiff benötigt keine Einführung mehr. Auch hier waren viele Einwohner von Liverpool beteiligt, hauptsächlich Crewmitglieder. Das maritime Leben ist eindeutig kein Zuckerschlecken … Obwohl: in Hello Sailor! wird dem LGBT-Leben auf See bei Handels- und Passagierschiffen in den 50er bis 80er Jahren Aufmerksamkeit geschenkt. Das Leben auf See war von Glitzer und Glamour geprägt. Jeder konnte er selbst sein, unabhängig von den restriktiven Gesetzen, die damals noch auf dem Festland galten. Um miteinander zu kommunizieren, verwendeten Schwule damals Polari, eine geheime Sprache mit eigenem Wortschatz.

Rund um das Albert Dock liegt das Tate Liverpool Museum, ein Ableger des bekannten Museums in London. Hier haben wir jedoch aufgrund der kurzen Öffnungszeiten der Museen in der Stadt keine Zeit mehr dafür. Um 17 Uhr ist der Spaß vorbei.