4-Tage von der Thiérache

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491 km
4 039 m
08h11
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Última verificació: 22 agost 2025
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Diese viertägige Tour führt dich durch eine der überraschendsten Grenzregionen Europas: vom Pajottenland in Belgien bis tief in die Thiérache in Nordfrankreich. Du durchquerst sanfte Landschaften, folgst alten Heerstraßen und entdeckst vergessene Dörfer, befestigte Kirchen und historische Stätten, die immer wieder neue Geschichten preisgeben.

Tag 1 – Von Brüssel nach Solre-le-Château

Wir starten direkt außerhalb von Brüssel und schlängeln uns durch das Pajottenland, wo die Hügel und kegeligen Wege uns in Richtung Halle und den Wald von La Houssière bringen. Dieser Wald ist bekannt für seine stille Schönheit, trägt jedoch auch eine schwere Geschichte mit sich: Er war einst der Schauplatz berüchtigter Aktionen der Bande von Nijvel.

Weiter entlang passieren wir die Gruben von Ecaussinnes, wo der berühmte Petit Granit abgebaut wird – ein Hartgestein, das wir von zahlreichen Schulterhöhen und Spülsteinen in alten belgischen Häusern kennen. Südlich von Soignies schließen wir uns einer schnurgeraden Straße in Richtung Mons an. Dies scheint ein gewöhnlicher Feldweg zu sein, aber in Wirklichkeit folgen wir hier einem Stück der alten römischen Heerstraße von Bavay nach Asse, einem einzigartigen Stück Geschichte, das sich schier endlos vor uns erstreckt.

In Mons/Bergen legen wir unsere erste Pause ein. Eine Tasse Kaffee am wunderschönen Grand Place wirkt Wunder, während der futuristische Bahnhof von Santiago Calatrava unsere Aufmerksamkeit auf sich zieht. Wer mehr Zeit hat, kann das Mundaneum besuchen oder kurz außerhalb von Mons das Haus von Van Gogh entdecken.

Danach biegt die Route nach Süden ab. Über das Täle der Trouille überqueren wir die Grenze, folgen kurz der Samber und erreichen die Thiérache. In Solre-le-Château fällt sofort der schiefe Kirchturm auf, um den eine lustige Legende rankt. Die kleine Stadt bietet einen gemütlichen Zwischenstopp und ist unser erster Übernachtungsort.

Tag 2 – Bocagelandschaften und befestigte Kirchen

Heute folgen wir dem Rand des “Stiefels von Hennegau”. Unser erster Halt ist der beeindruckende Steinbruch Wallers-en-Fagne, wo der berühmte pierre bleue abgebaut wird. Danach fahren wir durch das Bois de Macon: eine dichte Laubkathedrale, die plötzlich zu einer welligen Landschaft mit einem markanten Unterschied öffnet. Hier sieht man deutlich den Kontrast zwischen Frankreich und Belgien: Auf der französischen Seite dominieren bocagelandschaften mit kleinen Parzellen, eingezäunt durch Hecken und Holzvorrichtungen, während diese typisch belgischen Strukturen seit der Intensivierung in der Landwirtschaft weitgehend verschwunden sind.

Unterwegs stoßen wir auf ein überraschendes Filmset: Hier spielte die Grenzkomödie Rien à déclarer von Dany Boon, die lebhaft die Zeit beschwört, in der Grenzkontrollen 1993 mit dem europäischen Binnenmarkt verschwanden.

Die Region hat zudem ein einzigartiges Erbe zu bieten: die befestigten Kirchen der Thiérache. Diese robusten Backsteinbauten dienten über Jahrhunderte als Zufluchtsort für die Bevölkerung in Zeiten der Gefahr. Aubenton und vor allem Parfondeval, offiziell ausgezeichnet als eines der schönsten Dörfer Frankreichs, stechen ins Auge. Der Dorfplatz, die befestigte Kirche und sogar die protestantische Kirche, die auf die Geschichte der Hugenotten verweist, hinterlassen einen tiefen Eindruck.

Der absolute Höhepunkt des heutigen Tages ist jedoch der Familistère de Guise. Dieses 19. Jahrhundert komplex war eine fortschrittliche utopische Lebensgemeinschaft für Arbeiter, entworfen von dem Industriellen Jean-Baptiste Godin. Architektur, soziale Geschichte und Idealismus vereinen sich hier zu einem außergewöhnlichen Denkmal.

Am Abend suchen wir eine ruhige Unterkunft in der Region, in einer Gegend, die auffällig wenig Gastronomie bietet. Gasthäuser und Dorfcafés sind selten, was teilweise mit der Überalterung und dem mangelhaften Straßennetz zusammenhängt, das die Thiérache prägt.

Tag 3 – Große Wälder und Spuren des Krieges

Der dritte Tag beginnt im ausgedehnten Wald von Mormal, einem uralten Gebiet, das weitgehend bewaldet blieb, da es als Jagd- und Holzgebiet diente. Mitten im Grünen kannst du überraschend gut im charmanten Auberge du Croisil essen.

Nicht viel später stoßen wir auf den deutschen Soldatenfriedhof von Frasnoy, wo auch einige deutsch-jüdische Soldaten aus dem Ersten Weltkrieg begraben liegen – ein stiller Ort, der zur Reflexion anregt.

Die Reise geht weiter nach Valenciennes, aber noch attraktiver ist das nahegelegene Saint-Amand-les-Eaux, mit seinem beeindruckenden Abteitor, das wie ein Leuchtturm über die Region ragt. Danach überqueren wir erneut die Grenze in Rongy, genau an dem Ort, an dem die Brigade Piron am 3. September 1944 als erste belgische Einheit Frankreich befreite. Ein Ort, der die Atmosphäre der Befreiungstage lebhaft beschwört.

Wir beenden den Tag mit einer stimmungsvollen Übernachtung gleich hinter der Grenze.

Tag 4 – Tournai, Flämische Ardennen und zurück ins Pajottenland

Der letzte Tag steht im Zeichen von Geschichte, Stein und Legenden. Tournai ist unser erster Halt: eine Stadt voller Schichten. Hier wuchs der fränkische König Clovis auf und sein Vater Childerik I wurde hier begraben. Die Stadt war jahrhundertelang berühmt für ihre Teppichwebkunst und ihren Tournai-Kalkstein, der zusammen mit der Schelde Reichtum in die Stadt brachte. Füge die fünf romanischen Türme der Kathedrale hinzu – UNESCO-Weltkulturerbe – und du hast ein absolutes Muss.

Danach ziehen wir nach Norden über die Zeugenhügel der Flämischen Ardennen, berühmt aus den Radklassikern. In Ronse entdecken wir die St.-Hermes-Basilika und genießen ein Getränk im Café Harmonie, einem Ort, der noch den authentischen Charme eines Volkscafés hat.

Noch ein letztes überraschendes kurvenreiches Stück führt uns durch das Hexendorf Ellezelles, wo 1610 fünf Frauen wegen Hexerei verbrannt wurden. Dann fahren wir nach Lessen, wo der alte Porphyrbruch uns vertelt, dass wir hier auf erstarrter Lava eines Vulkanrohrs stehen.

Über das Dendertal kehren wir zurück ins Pajottenland und schließen diese viertägige Entdeckungsreise ab, reicher an Geschichten, Landschaften und Momenten, die die Grenzregion zwischen Belgien und Frankreich zu einer unvergesslichen Entdeckungsreise machen.

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