Kruispoort

Die Gegend um die Kruispoort war ein Ort, an dem viele Hinrichtungen stattfanden. Am Samstag, den 9. Mai 1523, wurde hier direkt außerhalb des Tores der persische Franciscus Tercianus mit eisernen Ketten an einem Holzbalken befestigt, oben auf einem Scheiterhaufen. Einige Minuten später brachte der Rauch und das Feuer ein Ende für sein Leben. Sein Vergehen? Sodomie. Das war damals ein weit gefasster Begriff, der alle Formen von "unnatürlichem" Sex umfasste. Meistens bezog man sich dabei auf Homosexualität. Der Begriff stammt aus der biblischen Erzählung über Lot und die Zerstörung von Sodom und Gomorra in Genesis 18-19. In Genesis 19, Vers 5, rufen die Männer von Sodom gegen Lot über die Männer, die bei ihm zu Gast sind: "Wo sind die Männer, die bei dir übernachten? (...) Wir wollen sie nehmen!"

Der Ort der Hinrichtung war nicht zufällig außerhalb dieses Tores gewählt, denn es sollte eine Warnung für die Neuankömmlinge sein. Brügge hatte den Ruf, das 'Sodom des Nordens' zu sein. Zwischen 1400 und 1700 wurden in Brügge 179 Individuen wegen 'gegen die Natur' gerichteter sexueller Handlungen beschuldigt. Von diesen wurden 113 (60%) zum Tode verurteilt. Das war die höchste Verfolgungsrate der wichtigsten Städte in Europa.

Dromos