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Den Aachener Wald kümmern Grenzen offenbar wenig. Nahtlos können auch wir auf attraktiven Wegen fernab vom Verkehr zwischen deutscher, belgischer und niederländischer Seite wechseln, ohne den ausgedehnten grenzüberschreitenden Waldgürtel zu verlassen. Zu Beginn passieren wir das Wahrzeichen des Aachener Waldes: Mit 133 Metern ragt der Fernmeldeturm, auch „Mulleklenkes“ genannt, aus der Karlshöhe hervor und markiert weithin sichtbar den Höhenrücken im Südwesten der Stadt.
Auf einer Wegekreuzung mitten im Wald treffen historische und aktuelle Linien aufeinander: An den versteckten Grenzsteinen entlang des Weges identifizieren wir die heutige deutsch-belgische Grenze. Beim näheren Hinschauen kommt mit dem Landgraben eine noch viel ältere Grenzlinie hinzu. Mit einem Erdwall und einer dichten Buchenhecke sicherten die Aachener ab dem 14. Jh. die ländlichen Gebiete und den Wald außerhalb der Stadtmauern. Als die Stadt rundum mit der 70 Kilometer langen grünen Grenze befestigt war, markierte man sie ab 1611 mit Grenzsteinen mit eingemeißeltem Adler, dem Aachener Stadtwappen. Relikte vom Erdrücken, knorrige mächtige Buchen der einstigen Heckenlinie, die uns hier und später in einer idyllischen Hangpassage begegnen, ein Adlerstein und auch ein vormaliger Wachturm am Türmchen Beeck finden sich bis heute als Zeugen alter Grenzgeschichte auf unserer Wanderung.
Der alte Bittweg von Aachen nach Moresnet-Chapelle, Teil des Jakobswegs, führt uns zum Königswald. Nachdem sich Aachen, Kelmis, Montzen und Moresnet hier ständig wegen gemeinschaftlicher Nutzungsrechte ins Gehege gekommen waren, unterstellte man das Gebiet 1615 als „Königswald“ der zuständigen Obrigkeit, den Herzögen von Burgund. Spezielle Grenzsteine tragen das Goldene Vlies oder das Andreaskreuz, Signets der damaligen Habsburger Herrscher.
Schnurgerade zieht sich eine weitere historische und dennoch sichtbare Grenze zum Dreiländerpunkt hinauf. Der Punkt lockt mit Attraktionen: Dreiländergrenzstein, höchster Punkt der Niederlande, Aussichtstürme und genügend Gelegenheit zur Pause für Groß und Klein.
Am Grenzstein aus Blaustein wechseln wir leichtfüßig zwischen drei Ländern. Über 100 Jahre waren es sogar vier. Auch hier hatten Differenzen über Nutzungsrechte den Ausschlag gegeben. In diesem Fall hatten sich Preußen und Niederländer 1815 über den lukrativen Galmeiabbau in Kelmis nicht einigen können. So schuf man den Ministaat Neutral Moresnet, ein Gebietsdreieck von 350 Hektar zwischen Dreiländerpunkt, Kelmis und Lütticher Straße. Zinkindustrie und Schnapsschmuggel führten zu wirtschaftlicher Blüte dann läutete der Niedergang der Grube 1895 das Ende der politischen Sonderstellung ein. 1919 kam Neutral Moresnet auf Wunsch der Bewohner zu Belgien.
Highlights entlang der Strecke:
1 Fernmeldeturm Mulleklenkes
2 Landgraben, Grenzbuchen, Adlersteine am Bittweg
3 Burgundersteine
4 Grenze Neutral Moresnet
5 Dreiländerpunkt (D/B/NL), Baudouinturm, höchster Punkt der Niederlande
6 Türmchen Beeck
7 Landgraben, Grenzbuchen am Philippionsweg
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