Fränkisches Steinreich

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74,5 km
1.780 m
04u58
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Zuletzt überprüft: 26 November 2024

Beschreibung vom Autor

 Qualitätsweg Fränkisches Steinreich 76,3 km

 Bayerns steinreiche Ecke werden Frankenwald und Fichtelgebirge zu Recht genannt, denn kaum irgendwo sonst in Europa finden sich zahlreichere und unterschiedlichere Gesteinsformatio­nen auf solch kleinem Raum. Der geologische Untergrund bewirkt landschaftliche Vielfalt und die Landschaft prägt wiederum die Eigenart von Mensch und Kultur. Der Qualitätsweg „Fränkisches Steinreich“ – als rund 75 Kilometer langer Etappenweg konzipiert – zollt dieser einzigartigen Mischung Tribut. Auf dem „Steinreich“ kommt vieles zusammen – nicht nur Granit mit Kalkstein und Schiefer, sondern ebenso „Oberland“ mit „Unterland“, Buddhismus mit Marienverehrung und „treu katholisch bambergisch“ trifft auf „wehrhaft protestantisch markgräflich“. Vier Tagesetappen von 13 bis 24 km Länge verbinden mehr als 40 ausgesuchte Wegepunkte mit erd- und kulturgeschicht­lichem Hintergrund, von denen 22 mit erläuternden Schautafeln ausgestattet sind.

Etappe 1: Vom Waldstein zum Weißenstein 24,2 km

Am höchsten Punkt des Geoparks Schieferland, dem eindrucksvollen Granitmassiv des GroßenWaldsteins (871m), beginnt die erste und mit 24,7 km längste „Steinreich“-Etappe. Schon auf halbem Weg zur malerischen Marktgemeinde Zell endet an der Saalequelle das Fichtelgebirge in geologischer und landschaftlicher Hinsicht. Mit sanft gewellten Kuppen und wenig markanten Talun­gen breitet sich nun nach Nordwesten hin das Münchberger Hügelland aus, bei Geologen besser als „Münchberger Gneismasse“ bekannt. Landschaftlicher Auftakt ist der idyllische Haidberg, der auch als „Magnetberg“ bezeichnet wird, da die Eisenminerale im schillernd grünen Serpen­tinitgestein jeden Kompass unbrauchbar machen. Auf halber Strecke erzählt das eindrucksvolle Mordkreuz bei Mödlenreuth von einer schaurigen Bluttat und vor dem Anstieg zum Etappenziel am Weißenstein lädt die Marktgemeinde Stammbach zu einer letzten Rast ein.

Etappe 2: Vom Weißenstein nach Marienweiher 12 km

Kopf und Auge sind auf dieser nur knapp 13 km langen Etappe mehr gefragt als die Wander­beine, denn es gibt viel zu sehen und zu verweilen. So bietet der Aussichtsturm am Weißenstein einen grandiosen Rundumblick über Fichtelgebirge, Frankenwald und Obermaintal. Der wuchtige Turm besteht, wie der gesamte Berg, aus dem seltenen und harten Eklogit, der in einer Tiefe von 60 km entstand und durch die gewaltigen Kräfte der Gebirgsbildung an die Oberfläche gelangte. Vorbei am Singerweiher, wo schon Altbundeskanzler Willy Brandt beim Angeln half, geht es nach Herrnschrot, wo ganz unerwartet der Altarhügel samt überlebensgroßer Buddha-Statue am Muttodaya-Waldkloster erscheint. Hier leben, nur wenige Kilometer von der Hochburg der Marienwallfahrt Nordostbayerns entfernt, buddhistische Mönche einen ganz anderen spirituellen Ansatz. Über das Tal des Großen Koserbaches – einstmals ein Zentrum des spätmittelalterlichen Bergbaus – geht es auf alten Pilgerpfaden ins Etappenziel Marienweiher. Die eindrucksvolle spät­barocke Wallfahrtskirche darf sich laut päpstlichem Dekret als „basilica minor“ bezeichnen, eine Auszeichnung, die in Oberfranken nur drei weitere herausragende Kirchen teilen.

Etappe 3: Von Marienweiher ins Steinachtal 22 km

Vorbei am Schwedenkreuz, einem Sühnekreuz aus dem 16. Jahrhundert, führt die gut 22 km lange dritte Etappe zunächst zum Peterlesstein. Aus dem dort anstehenden Serpentinit wurden in alter Zeit Perlen für Rosenkränze – im Dialekt „Patterla“ genannt – hergestellt. Am Galgenberg bei Kupferberg endet die Münchberger Gneismasse. Der eindrucksvolle Blick über die Fränki­sche Linie ins „Unterland“ reicht bis zur Plassenburg bei Kulmbach und in die Fränkische Schweiz. Die enorm vielfältigen und teils mehr als 500 Millionen Jahre alten Schichten des Westfrankenwaldes prägen den weiteren Verlauf des Weges. Gleich hinter dem uralten Bergbaustädtchen Kupferberg (Bergbaumuseum) öffnen sich gewaltige Steinbrüche, in denen Diabas abgebaut wird, ein dem Basalt sehr ähnliches Gestein. Auf einem Diabasfelsen steht auch Schloss Guttenberg, der Stammsitz der alten Adelsfamilie. Neben Staatssekretären und Ministern hat sie mit dem derzeitigen Familienoberhaupt Enoch zu Guttenberg einen weithin anerkannten Dirigenten und Umweltschützer hervorgebracht. In eines der schönsten Wiesentäler des Frankenwal­des malerisch eingebettet liegt das Etappenziel, die bewirtschaftete Neumühle im Steinachtal.

Etappe 4: Vom Steinachtal an die Wilde Rodach 18,1 km

Am Beginn der letzten, etwa 18 Kilometer langen „Steinreich“-Etappe, steht der kurze Themenweg „1000 Schritte Erdgeschichte“, der die Entstehungsgeschichte der Erde und des Frankenwaldes maßstäblich erlebbar macht. Eine herausragende Landmarke ist hier die mehr als 60 m tiefe Steinachklamm, ein eindrucksvoller Felsriegel aus Quarzkeratophyr, einem ausgesprochen seltenen vulkanischen Gestein des Erdaltertums. Gleichermaßen selten und mehr als 500 Millionen Jahre alt sind Dreilapperkrebse (Trilobiten) und andere Fossilien, die am Galgenberg bei Schlopp gefunden wurden. Von dort geht es weiter durch den tief eingekerbten Lautengrund zum Pressecker Knock. Ein wahres Kleinod ist die Wehrkirche im nahen Presseck, wo im spätgotischen Chorgewölbe Malereien aus dem 16. Jahrhundert erhalten sind. Kurz bevor das „Steinreich“ am ehemaligen Gasthof Fels an der Wilden Rodach endet, setzt der altehrwürdige Marmorbruch am Köstenhof ein letztes historisches und landschaftliches Glanzlicht.

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