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Auf dem Zilona Odra- und Oder-Neiße-Radweg warten unbekannte Orte entdeckt zu werden während ganz viel Weite geatmet wird. Auf knapp 80 sportlichen Kilometern können Teilnehmende endlich mal wieder richtig in die Pedale treten und den Fahrtwind um die Nase wehen lassen. Aber vergiss nicht anzuhalten und die grandiose Natur am großen Grenzfluss und im Oderbruch zu bestaunen!
Start und Ziel: Bahnhof Küstrin-Kietz
Länge: 80 km
Dauer: ca. 6 h
An- und Abreise: RB26 ab Berlin Ostkreuz nach Küstrin-Kietz
Highlights:Geschützt: Im Vergleich zu anderen mitteleuropäischen Flüssen präsentiert sich die Oder besonders naturnah. In den Schutzgebieten entlang der Strecke wirst du seltene Wasservögel sehenBeschaulich: kleine Orte beiderseits des Flusses entdecken und spannende Hintergründe erfahrenGut versorgt: bei zahlreichen und netten Gastgebern einkehrenDas geteilte Küstrin
Diese Tour startet auf deutscher Seite am Bahnhof Küstrin Kietz. Über die Oder geht es nach Polen. Schon von der Brücke sind die Reste der einst mächtigen Festung Küstrin, um die sich vor dem zweiten Weltkrieg die schmucke Altstadt gliederte, zu sehen. Wenn man über das Berliner Tor das Gelände erkundest, merkt man schnell, dass davon leider nicht mehr viel übrig ist. Das vom Grün überwucherte Ruinenfeld der 1945 im Krieg völlig zerstörten Stadt hinterlässt einen bleibenden Eindruck. Das Museum mit zwei Standorten auf dem Areal erzählt die traurige Geschichte. Von der Promenade oberhalb bietet sich nochmals ein schöner Blick auf den Grenzfluss.
Neuland entdecken
Weiter geht es über die Warthe, die in Kostrzyn in die Oder fließt, auf den Zilona Odra-Radweg (ZiO).Das städtische Umfeld Richtung Norden verlassend merkt man schon bald: Es stellt sich Ruhe ein. Eine schöne Baumallee flankiert die Landstraße, die den Weg ausmacht. Ein Rastplatz informiert zur Warthemündung und den nahen Nationalpark. Der Blick schweift über die Oderauen und weiten Wiesen, später geht es durch schattigen Wald.
Angekommen im kleinen Namyslin, lädt an einer Holzbrücke die Pension Novy Mlyn Radreisende aber auch Kanuten, die auf dem kleinen Flüsschen Mysla unterwegs sind, zur kulinarischen Pause ein. Teils unterbrechen naturbelassene und schottrige Wege die asphaltierte Tourstrecke. Weithin sichtbar grüßt später die Turmhaube der schmucken Feldsteinkirche in Czelin, die nach Plänen von Karl Friedrich Schinkel umgebaut wurde. Pause gefällig? Direkt an der Oder befindet sich ein Rastplatz mit Schautafeln zu frühzeitlichen Ausgrabungen. Eine Sandskulptur symbolisiert eine Flussbestattung vergangener Zeiten.
Oderquerung per Schaufelrad
Mit leichten Hügelanstiegen geht es auf der leicht zu befahrenden Straße weiter. Gozdowice symbolisiert den Scheitelpunkt der Tour. Doch bevor die Oder erneut zu queren ist, sollte man sich eine fantastische Aussicht nicht entgehen lassen: fahre einen ca. 1 km Abstecher noch auf dem ZiO weiter und biege an der Gedenkmauer links ab. Am Ende des Weges eröffnet sich eines der besten Oderpanoramen am Rande des flachen Oderbruchs. Durchatmen ist angesagt! Schließlich bringt die kleine Fähre mit Namen „Ohne Grenzen“, die zwischen Mai und Oktober stündlich über die Oder schippert, ihre Passagiere, zurück ins Seenland Oder-Spree. Mühsam, aber gekonnt überwindet sie mit zwei Schaufelrädern den großen Strom.
Hidden places
Ab jetzt geht es auf dem Oder-Neiße-Radweg Richtung Küstrin zurück. Keine Autos, wenige Häuser, das ist Einsamkeit und Natur pur. Oben auf der Deichkrone kommt man zügig voran. Achtung Geheimtipp: Höhe Gieshof lohnt ein Blick nach links zur Oder runter. Nur im Sommer tut sich bei Niedrigwasser die Passage Ruschebuhne und zur Insel dieser auf. Wo früher Berliner Sommerfrischler auf den Sandbänken am Oderstrand gebadet haben und eine Fähre ins gegenüberliegende Czelin übersetzte, befindet sich ein magischer Platz inmitten der Auenwälder!
Kleinode am Oder-Neiße-Radweg
Inspiriert von so viel Weite, Freiheit und Natur rollt es sich beschwingt nach Groß Neuendorf. Sofort fällt der Turm der ehemaligen Hafenanlage auf. Das markante Wahrzeichen erzählt vom einstigen Hafen, von wo Getreide aus dem Oderbruch verschifft wurde. Auch die ehemalige Oderbruchbahn hatte hier einen Haltepunkt, wovon Verladeturm und vier Eisenbahnwagen zeugen. In beiden lässt es sich spektakulär übernachten. Am Wochenende gibt’s im Turmcafé Kaffee und Kuchen. Eine super Aussicht auf die Oder und das ganze Denkmalensemble gibts auch von der ehemaligen Förderbrücke.
Wenig später erreicht man das ebenso beschauliche Kienitz. Pferde stehen auf einer Koppel und grasen entspannt, im Ort grüßen kleine Höfe mit geduckten Häusern. Zur Einkehr laden das Café Hafenmühle oder der Gasthof zum Hafen ein. Hier kannst du bei Bedarf E-Bikes aufladen und im Notfall Flickzeug erwerben. Auch sehr nett: das Kirchencafé. Im Tante Emma Kienitzladen gibt’s Käse und Joghurt vom Oderbruchschaf um die Ecke.
Das Natur- und Vogelparadies hinter dem Deich
Weiter geht’s durch herrliche Natur in denen endlose Weiten das Bild bestimmen. Am Rastplatz "Von Haerlem-Blick" direkt am Deich bei Sophienthal wird das Wirken des Oberdeichinspektors Simon Leonard von Haerlem gewürdigt. Er lieferte den Plan zur Trockenlegung des Oderbruchs vor 250 Jahren, woraufhin die Kolonisten kamen und viele neue Dörfer entstanden.
Die Oder sah damals ganz anders aus als heute. Ihr variables Bett verlagerte sich häufig und bildete vor der Begradigung immer wieder Nebenarme aus. Diese Altläufe sind heute in der Genschmarer Aue und im Sophienthaler Polder gut nachzuvollziehen. Die Überflutungsflächen und heutigen Schutzgebiete weisen eine artenreiche Pflanzen- und Tierwelt auf, wie sie sonst nur in Nationalparken zu finden ist: über 500 Arten, davon mehr als 180 verschiedene Vögel wurden gezählt. Die Oderaue Kienitz und Genschmar mit ihren Auwäldern und Hutewaldstrukturen gehören zum Europäischen Vogelschutzgebiet „Mittlere Oderniederung“. Eine Auswahl für den Birdwatching-Kalender: Weißstörche, Kiebitz, Blaukehlchen, Trauerseeschwalbe, Bekassine unter anderem im Frühjahr, Fisch- und Seeadler, Rot- und Schwarzmilan, Schwarzstorch u.a. im Sommer, spektakulärer Vogelzug mit Kranich, Grau- und Saatgänse und Silberreiher im Herbst.
Die Tour endet schließlich wieder in Küstrin Kietz. Falls noch kein kulinarischer Stopp eingelegt wurde, sollte der nächste definitiv beim Fischer Schneider eingeplant werden. In Kuhbrücke, kurz vor dem Ziel, gibt es lecker geräucherten Fisch und phänomenale Fischbrötchen.
Einkehrtipps: Kostrzyn nad Odrą: Restauracja Oder und andere Gastronomie in der StadtNamyslin: Pension und Gaststätte Novy MlynZelliner Loose: Radlers HofGroß Neuendorf: TurmcaféKienitz: Café in der Hafenmühle, Gasthof zum Hafen, Kirchencafé KienitzKuhbrücke: Fischereihof Schneider Extra-Touren-Tipp: Aufgrund unterschiedlicher Wegebeschaffenheit empfehlen wir, diese anspruchsvolle Tour mit einem Trekking-, Gravel-, Tourenrad oder E-Bike anzugehen. Fährzeiten vorab online checken.
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