Eibenwaldrunde - per Rad Neues auf alten Wegen entdecken

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24 km
231 m
04u47
Extreme

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Zuletzt überprüft: 25 November 2024

Beschreibung vom Autor

Sicherheitshinweise:

Bitte beachten Sie, dass ab Paterzell ein Stück auf der schmalen, stark befahrenen Kreisstraße gefahren werden muss.



Wegbeschreibung:

Ausgangspunkt ist die Ammerbrücke an der Staatsstraße in Richtung Wessobrunn. Ganz in der Nähe, an der Hochlandhalle, sind Parkplätze zu finden. Wenn Weilheim durch Hochwasser bedroht wurde, pilgerten in früheren Zeiten die Menschen zur Ammerbrücke. Auf dem Prozessionszug trugen sie das Allerheiligste mit sich und an der Ammerbrücke wurden die vier Evangelien feierlich gelesen. Von der Brücke aus geht es auf dem westlichen Ammerdamm südwärts. Weidengebüsche säumen das Flussufer. Diese für Auestandorte typische Baumart wird sehr gerne zur Ufersicherung verwendet.

Die Ammer diente jahrhundertelang als Transportweg, auf dem Holz aus dem Gebirge in das stärker besiedelte Alpenvorland gebracht wurde. Die Baumstämme warf man einzeln in die Fluten, was man als Triften bezeichnet. In Weilheim wurden sie, es waren vor allem Fichten und Tannen, aus dem Wasser geholt und verkauft, verbaut oder weitertransportiert. Der Höhepunkt der Flößerei fällt ins 16. und 17. Jahrhundert. So wurde im Jahre 1611 in Weilheim im Bereich der heutigen Holzhofstraße ein Trifthof mit Sammelbecken errichtet. Mit Beginn des Eisenbahnzeitalters ging das Triften immer mehr zurück, doch ist es für die Ammer bis zu Beginn des Zweiten Weltkrieges nachgewiesen. Die Ammer kann aber auch für die Menschen gefährlich werden. Seit Jahrhunderten wird von Hochwässern berichtet, welche in unregelmäßigen Abständen auftraten und zu teils großen Schäden führten und auch Menschenleben kosteten.

Als Beispiele sind die Hochwasserereignisse von 1910, 1940, 1946 und 1999 zu nennen. An Pfingsten 1999 stieg der Wasserspiegel der Ammer innerhalb von 24 Stunden um 4,5 m an und setzte, trotz der mit Sandsäcken erhöhten Dämme, Teile von Weilheim unter Wasser. Besonders im Frühjahr kann es zu solchen Hochwässern kommen, wenn Schneeschmelze im gebirgigen Einzugsgebiet und ergiebige Regenfälle zusammentreffen.

Über den Weidachweg erreicht man den bäuerlich geprägten Ort Oderding. An einem typischen Bauernhaus mit vorgezogenem Dach und Fensterläden biegt man rechts in die Unterdorfstraße ein. Zum Teil sind hier die Häuser aus Tuffsteinen gebaut, die wahrscheinlich in Polling gebrochen wurden.

Außerhalb von Oderding geht es einen Moränenwall hinauf, welcher sich von Peißenberg bis Waitzacker hinzieht. Er stellt das dritte und damit jüngste Rückzugsstadium des Ammersee-Gletschers vor 18.000 Jahren dar. Über die Gleise hinweg und am Weiler Schönau vorbei trifft man auf den asphaltierten Weg Peißenberg - Paterzell. Hier biegt man rechts ab und gelangt zum Weiler Kugelsbühl. Nachdem man eine längere Zeit durch den Wald gefahren ist, blickt man auf das Tal der Rott und den Segelflugplatz.

Immer dem grünen Radl-Schild folgend öffnet sich der Blick Richtung Zellsee mit seinen Schilfbeständen und Birkengruppen. Diese begleiten den Weg weiter zur Moosmühle. Zellsee - ein Paradies für Wasservögel. Anfang des 15. Jahrhunderts stauten die Mönche von Wessobrunn den Bach Rott auf, so dass der Zellsee entstand. Solche Teiche waren damals von besonders großer Bedeutung, denn in ihnen wurden Speisefische gezüchtet, welche an den zahlreichen Fastentagen als Nahrung dienten. Der südliche Bereich des Zellsees, welcher durch den sogenannten Suppendamm (Querdamm) vom intensiv teichwirtschaftlich genutzten Nordteil getrennt wird, ist mit seinen kleinen Buchten, Schilfinseln und großflächigen Schilfbereichen zusammen mit den angrenzenden ungenutzten kleinen Teichen ein Paradies v.a. für Wasservögel. Aber auch Greifvögel wie Schwarz- und Rotmilan, Rohrweihe oder Baumfalke finden hier Nahrung. Daneben dient der See im Frühjahr und Herbst Durchzüglern als Rastplatz und selbst seltene Arten wie Fischadler oder Silberreiher können dann hier beobachtet werden. An den Flugbetrieb am nahen Paterzeller Sportflugplatz scheinen sich die Vögel inzwischen gewöhnt zu haben.

An der Moosmühle biegt der Weg rechts ab, bevor es nach Paterzell hinaufgeht. Wer zwischendurch eine Stärkung oder Erfrischung braucht, dem steht das Gasthaus „Zum Eibenwald" in Paterzell offen (kein Ruhetag!), wo es auch schon Eiben zu bewundern gibt.

Die markierte Route geht auf der Straße in Richtung Zellsee-Wessobrunn weiter zum offiziellen Parkplatz, der zum Besuch des Paterzeller Eibenpfades einlädt. Hier sollte man sein Rad abstellen, sich mit einem dort ausliegenden Faltblatt eindecken und den ca. 1 km langen Lehrpfad abgehen. An 10 Stationen wird auf sehr anschauliche Weise über die Eibe bzw. diesen „Märchenwald" informiert.

Der Eibenwald bei Paterzell wurde 1939 erstmalig unter Schutz gestellt und 1984 als Naturschutzgebiet ausgewiesen. Hier findet man Deutschlands größtes Vorkommen an Eiben, von denen etwa 800 Bäume über 200 Jahre alt sind, das entspricht fast 50% des Bestandes. Die Ältesten erreichen sogar über 700 Jahre. Doch handelt es sich nicht um einen Reinbestand, sondern um einen naturnahen Mischwald mit Fichten, Tannen, Buchen und weiteren Baumarten. Diese wachsen auf teils meterdickem Tuff. Letzterer entsteht, wenn sehr kalkhaltiges Grundwasser austritt und Kalk in fester Form abgelagert wird. Der Tuff selbst wurde viele Jahrhunderte lang im Eibenwald abgebaut und für zahlreiche Gebäude im Pfaffenwinkel verwendet. Da der Hang heute aufgrund der Wasserentnahme nicht mehr flächig mit kalkreichem Wasser überrieselt wird, ist die Kalktuffbildung aktuell nur noch an wenigen Stellen zu beobachten.

Die Eibe ist die älteste heimische Baumart, die es schon gut 150 Millionen Jahre gibt. Sie ist, außer der roten Frucht, giftig, was ein Grund für das seltene Vorkommen dieser Nadelbaumart ist. Die Bäume wurden früher entfernt, da ihre Zweige für die empfindlich auf das Gift Taxin reagierenden Pferde eine tödliche Gefahr darstellten. Außerdem war Eibenholz begehrt für Bögen und Armbrüste. Das Kloster Wessobrunn nutzte es für die Fensterstöcke der Gebäude und aus den Zweigen band man Kränze. Aktuelle Gefahren für den Paterzeller Eibenwald stellen Stürme, Borkenkäferbefall und der Wildverbiss dar. Junge Eibentriebe werden gern von Rehen angebissen, ohne dass letztere Schaden davontragen würden, denn sie fressen nur soviel davon, wie sie vertragen können.

Auch für den Menschen stellt die Eibe keine Gefahr dar, vielmehr werden Bestandteile von ihr heute zur Krebsbehandlung verwendet. Sollte es Ihnen im Eibenwald zu unordentlich und unaufgeräumt vorkommen, so hat dies einen guten Grund: In diesem Naturschutzgebiet lässt man die umgestürzten toten Bäume liegen, da sie Lebensraum für Tausende von Organismen wie z.B. Käfer und Pilze darstellen und damit von großer Bedeutung für den Artenschutz sind.

Vom Parkplatz aus führt die Route weiter auf der Straße zum Weiler Zellsee. Dieser ist seit 1419 im Besitz des Klosters Wessobrunn und nach der Säkularisation von der Gemeinde Wessobrunn gekauft worden. Nach dem Queren der Staatsstraße (Unterführung) hält man sich rechts bis zur nächsten Abzweigung, die links hinauf in die Lichtenau führt.

Gegenüber der Abzweigung liegt der Weiler Weghaus. Hier wohnten seit ca. 1460 Wegemacher, die früher für den Unterhalt der Straße zwischen Weilheim und Wessobrunn zuständig waren, wofür sie an der Rott-Brücke Zoll kassierten.

Das Kloster Wessobrunn hatte neben den eigenen Weiden auch das Viehtriebrecht in der Lichtenau. In diesem Zusammenhang gab es jahrelange Streitigkeiten mit den Weilheimern, bevor 1711 in einem Vergleich die Grenzen neu festgelegt wurden. Die Streusiedlung in der Lichtenau ist relativ jung. Erst in den 1930er Jahren entwarf man ein großes Siedlungsprojekt, in dessen Rahmen fünfzig Hofstellen für Neusiedler, vor allem für Deutsche aus Südtirol geschaffen werden sollten. Der erste Spatenstich erfolgte 1939. Wegen des Zweiten Weltkriegs jedoch konnten bis zu dessen Ende 1945 nur wenige Flächen entwässert, erst ein kleiner Teil der vorgesehenen Wege angelegt und lediglich drei Höfe errichtet werden. Doch griff man nach dem Krieg das Projekt wieder auf, denn es waren zahlreiche Heimatvertriebene und Flüchtlinge unterzubringen. So entstanden in der Lichtenau Anwesen für Neubürger, aber auch für Einheimische. Heute dominiert hier, wie überall im Alpenvorland, Weide- und Grünlandnutzung, was sich aufgrund der Bodenverhältnisse und der relativ hohen Niederschläge anbietet.

Nach der ebenen Fläche (Würm-Grundmoräne) der Lichtenau geht es in abschüssiger Fahrt durch den Wald hinunter in das ehemalige Ammerseebecken. Entstanden ist auch diese Stufe im Gelände beim Abschmelzen des Gletschers.

Auf dem asphaltierten Madenbergweg geht es nun weiter durch das Weilheimer Moos. Das einstmals großflächige Verlandungsmoor, Teil der Moore im Bereich des ehemaligen Ammersees, stellt sich heute als buntes Mosaik dar. Allerdings überwiegt die intensive landwirtschaftliche Nutzung. Von Streuwiesen, Birkenmoorwäldern und Weidengebüschen sind nur noch zersplitterte Restbestände vorhanden. Dazwischengeschaltet sind zudem noch Torfabbau- und Wasserflächen. Große Bedeutung hat dieses Mosaik an Lebensräumen als Brut-, Rast- und Nahrungsgebiet vor allem für Vögel.

Zu nennen sind Wasservögel, Wiesenbrüter und Greifvögel, besondere Schätze sind Braunkehlchen, Teichrohrsänger, Grauammer und Rohrammer. Laut Pflege- und Entwicklungsplan, welcher 1999 für den Schwattachfilz, einen Teil des Weilheimer Mooses, aufgestellt wurde, darf der nördliche Bereich weiterhin intensiv landwirtschaftlich genutzt werden, während der südliche Teil für den Naturschutz vorgesehen ist.

Auf asphaltiertem Weg erreicht man die Ammer beim renaturierten Unterhausener Wehr. Von dort geht es flussaufwärts zurück zum Ausgangspunkt. Wer die Tour noch etwas auf sich wirken lassen will, kann auf einer der Bänke verweilen.



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