Nordhalbener Kapellen-Achter

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5,93 km
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Zuletzt überprüft: 25 November 2024

Beschreibung vom Autor

Der Nordhalbener Kapellen-Achter erschließt auf einem 6,2 km langen Themenweg die kirchlichen Bauwerke und zahlreichen Zeugen christlichen Volksglaubens im Nordhalbener Ortsbereich.

Am Anfang des Kapellen-Achters steht die Katholische Pfarrkirche St. Bartholomäus. Die älteste urkundliche Erwähnung Nordhalbens als Burg, die im Nordwald (Frankenwald) auf Geheiß des Bamberger Bischofs erbaut wurde, stammt aus dem Jahre 1154. Sicher standen Burgbau und Ortsgründung damit unter christlichen Vorzeichen. Im ältesten Archidiakonatsverzeichnis von 1421 wird erstmals ein Pfarrer in Nordhalben bestätigt. Während und in Folge des 30-jährigen Krieges verfiel die Pfarrkirche zusehends, in einer Amtsbeschreibung aus dem Jahre 1690 wird sie als “baufällig” bezeichnet. 1707 - 1715 wurde die Kirche im barocken Stil an der jetzigen Stelle neu erbaut. Beim “Großen Brand” im Jahre 1856 wurde auch die Kirche, bis auf das Chorgewölbe und die Grundmauern des Turmes, ein Raub der Flammen. 1858 begann die Wiedererrichtung. Mit dem Anbau des Seitenschiffs und der Erweiterung der Sakristei 1928 erhielt die Kirche ihre heutige Form. Weitere Informationen können einem Faltblatt, das im Kirchenraum ausliegt, entnommen werden. Tagsüber ist die Pfarrkirche täglich geöffnet und lädt zum Verweilen, Beschauen und Beten ein. Im Kirchhof befinden sich eine Gedenktafel für Pfarrer Johann Stadter und das Priestergrab von Pfarrer Johann Gumbrecht. Die aus Stein gemeißelte Skulptur “Moses vor dem brennenden Dornbusch” beim Kirchbrünnlein stammt von dem Kronacher Bildhauer Heinrich Schreiber (1999).

Nach Verlassen des Kirchhofes führt der Weg zunächst aufwärts und dann nach links in die Neue Gasse, wo an der Hausnummer 40 (oberhalb des Pfarrhauses) ein Gedenkstein an das Erliegen des Großen Brandes von 1856 erinnert. Über den Fichteraweg, die Lorenz-Stumpf-Straße und den Birkenweg gelangt man zum Muttergotteshäuschen an der Karolinenhöhe, das 1921 mit Spenden des 1867 in Nordhalben geborenen und 1888 nach Chicago ausgewanderten John Haderlein (1921 zum Ehrenbürger von Nordhalben ernannt) errichtet wurde.

Die Holzskulptur der Pieta wird auf das 18. Jahrhundert datiert. An dieser Kapelle findet alljährlich am Abend des Freitags vor Mariä Himmelfahrt (15. August) die Andacht zur “Siedlerkerwa” statt.

Nach kurzer Wegstrecke erreicht man die Wegkapelle an der Alten Marter mit einem Kruzifix aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts.

Rechts der Hauptstraße nach Kronach steht unter einer alten Linde die Alte Marter, eine Sandsteinsäule aus dem 17./18. Jahrhundert. Die reliefierte Darstellung der Hl. Katharina an der Stirnseite wurde bei einer Renovierung in neuerer Zeit angebracht. Auf der linken Seite der Hauptstraße nach Kronach führt der Weg zum Fünf-Wunden-Kreuz, das bereits in einer alten Frankenwald-Sage erwähnt wird: Ein Bauer aus einem Nachbardorf hatte eine blinde Tochter. Er gelobte, eine Wallfahrt zur Muttergottes nach Nordhalben zu unternehmen und seinen besten Ochsen für die Nordhalbener Kirche zu spenden, wenn seine Tochter sehend würde. Betend machten sie sich auf den Weg nach Nordhalben. Während der Wallfahrt wurden die Augen des Mädchens lichter; am Fünf-Wunden-Kreuz angekommen erklärte sie voller Freude, sie könne die Pfarrkirche, den Ort und die Marienkapelle klar vor sich sehen. Der Bauer hielt damit den Zweck der Wallfahrt für erfüllt und machte sich, ohne sein Gelübde zu vollenden, mit Kind und Ochsen auf den Heimweg. Auf dem Rückweg verblassten die Augen des Mädchens jedoch zusehends; zu Hause angekommen war es wiederum vollständig blind. Fortan konnten keine Opfer und Gebete eine Besserung erwirken. Die Ursprünge des Fünf-Wunden-Kreuzes sind unbekannt, der 1996 erneuerte Korpus ist eine barocke Schnitzarbeit.

Der Weg führt nun bergab, zunächst an der Nordwaldhalle vorbei, über die Nikolaus-Feulner-Straße, Heinrichsröthlein und Bahnhofstraße zum “Emlichsweg” an der Nordhalbener Sommerleite (Südhang). Unterhalb der Marienkapelle ist der Kreuzungspunkt für den Kapellen-Achter. Er führt zunächst nach rechts und folgt dem FrankenwaldSteigla "Der Kirchgänger" talwärts in den Ortsteil Grund. Wenn Kondition und Wetter es zulassen, sollte man keinesfalls auf diese idyllische Schleife im Grund verzichten. Nach dem Abstieg auf dem “Kapellen-” oder “Vogelsteig” lohnt sich auf der Hauptstraße ein kurzer Abstecher nach rechts zum Geotop am Schlossberg (50 m).

Die Evangelische Jubilate-Kirche wurde 1925 - 1926 durch die evangelischen Christen aus Heinersberg, Grund und Nordhalben errichtet. Sie mussten vorher zum Gottesdienst nach Geroldsgrün pilgern (siehe hierzu auch Wanderweg RT 35 “Kirchsteig”); zeitweilig fanden die Gottesdienste im Speisesaal der Firma Menger (Stoffelsmühle) statt. Die malerische, 1997 renovierte Kirche ist tagsüber geöffnet und lädt zum Verweilen ein. Mit der Rodach wird die ehemalige Grenze zwischen der Markgrafschaft Bayreuth und dem Fürstbistum Bamberg, damit gleichzeitig die evangelisch - katholische Glaubensgrenze, überschritten. Die Dreifaltigkeitskapelle wird 1856 erstmals urkundlich bestätigt; dort fand der erste Gottesdienst nach dem “Großen Brand” statt. 1945 wurde die historische Kapelle durch einen Unfall zerstört, die heutige Kapelle wurde anlässlich der 850-Jahr-Feier Nordhalbens im Jahre 2004 erbaut. Eine Informationstafel an der Kapelle erläutert die Geschichte, den Wiederaufbau und die Inneneinrichtung der Dreifaltigkeitskapelle. Beim Aufstieg nach Nordhalben auf dem “Bahnsteig” passiert man das Friedenskreuz am Schlossberg, errichtet im Jahre 1967 als nachtleuchtendes Mahnmal zur damaligen DDR. Es wurde im Jahre 2009 durch die Gesellschaft “Harmonie” in ehrenamtlicher Arbeit renoviert und mit einer neuen, zeitgemäßen Beleuchtung versehen. An dieser Stelle sollte man einen kurzen Abstecher zum Gipfel des Schlossbergs mit seinem markanten Fliegenpilz unternehmen. Belohnt wird man mit einer herrlichen Aussicht in die Täler der Rodach, des Ziegengrundbächleins, in den Ortsteil Grund, zum Bahnhof Nordhalben, zum Dreiherrenstein und nach Thüringen hinein. Der mühsame Aufstieg vom Grund wird nunmehr abgeschlossen mit einer Rast und gleichzeitiger Besichtigung der Kapelle Mariä Heimsuchung (im Volksmund: “Marienkapelle”). Die Marienkapelle ist wahrscheinlich das älteste Gebäude Nordhalbens. Vermutlich mittelalterlichen Ursprungs, wird sie erstmals erwähnt im Verzeichnis der Gotteshäuser des Hochstifts Bamberg aus der 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts. Das Patrozinium “Mariä Heimsuchung” (2. Juli) wurde im Jahre 1668 durch einen Ablassbrief bestätigt. Noch heute wird am Sonntag nach dem (bzw. am) 2. Juli die “Kapell-Kerwa” mit einem Gottesdienst an der Marienkapelle gefeiert. Bemerkenswert ist weiterhin, dass die Kapelle nachweislich bereits im Jahre 1690 mit einer Orgel ausgestattet war. Aus dem Jahre 1792 sind die ältesten Bauzeichnungen erhalten. Spätestens seit dem 18. Jahrhundert war die Marienkapelle das Ziel von Wallfahrten aus der näheren Umgebung, die jedoch nach der bairischen Okkupation 1803 verboten wurden. Seit mehr als 150 Jahren ist die Marienkapelle Ausgangspunkt der Nordhalbener Fußwallfahrt nach Marienweiher (ca. 40 km einfache Strecke), die sich von hier aus jeweils am Pfingstsonntag um 2 Uhr nachts auf den Weg macht und am Pfingstmontag gegen 8 Uhr abends wieder empfangen wird. (Anm.: “Gastwallfahrer” jeglicher christlicher Konfession sind hierzu herzlich willkommen!) Der “Große Brand” 1856 zog auch die Marienkapelle in Mitleidenschaft, sie wurde danach mit neugotischer Einrichtung versehen. In den Jahren 2004 bis 2006 erfuhr die Kapelle eine gründliche Innenund Außensanierung. Tagsüber ist sie täglich geöffnet und lädt ein zum Verweilen, Beschauen und Beten.

Über den Kapellenweg, die Amlichstraße und den Ziegengrundweg führt der Weg nun weiter zur Lobensteiner Straße, dort kurz rechts zur Wegkapelle an der Lobensteiner Straße, 1934 massiv erbaut mit Materialresten aus der Siedlung Nord (heute: Titschendorfer Straße); das Kruzifix wird auf das 18. Jahrhundert datiert. Zurück auf der Lobensteiner Straße Richtung Ortsmitte erreicht man auf der linken Straßenseite den Friedhof mit der Kreuzkapelle im Friedhof, erbaut und mit einem Holzkreuz versehen im 19. Jahrhundert. Auf der Lobensteiner und Kronacher Straße gelangt man zurück zur Kath. Pfarrkirche, in deren Umfeld der Brunnen am ehemaligen Marktplatz (Volksmund: “Bübla-Brunna”; Schüler mit Schiefertafel, die früher in Nordhalbener Heimarbeit hergestellt wurde; erbaut 1971), die Statue des Hl. Nepomuk (datiert 1750 - 1770, restauriert 1998) und die Lourdes-Grotte (restauriert 1999) den Abschluss des Themenweges bilden.

An verschiedenen Häusern im Ortsbereich sowie in den Weilern und in der Flur finden sich weitere Zeugnisse christlichen Volksglaubens in Form von Heiligenbildern, Martern, Wegkreuzen und Wegkapellen. Ein Großteil davon ist in der Wanderkarte “Oberes Rodachtal” markiert.

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